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Winter in Chengdu


Seit ich wieder nach Chengdu gekommen bin, herrscht hier "tiefster" Winter. Jetzt nicht verglichen mit Deutschland
oder anderen schnee-affinen Regionen der Erde, sondern einfach im Vergleich zu den letzten Jahren. Jeden Tag kruemelt
ein bisschen Schnee vom Himmel und die Temperaturen pendeln zwischen minus zwei und plus drei Grad. Die Angaben, wann
es das letztmalig hier gab, schwanken zwischen 3 und 12 Jahren - wirklich sicher ist sich keiner - aber es ist definitiv
nicht die Norm.



So fangen dann auch die ganzen hartgesottenen Chinesen an sich ein wenig auf die Temperaturen einzustellen. Ab und zu sieht
man jemanden der eine Muetze auf hat (ich setze meine nicht mal mehr im Buero ab ^^) und Handschuhe + Schal sind auch nicht
mehr nur Mode-Utensilien der hiesigen Teenie-Maedels.



Dank der zwei 8000 Watt Klimaanlagen im Buero halten sich die Temperaturen dort meist im zweistelligen Bereich (11-13 Grad
fuer gewoehnlich). Die dicke Winterjacke ablegen tut allerdings keiner mehr. Dafuer kuehlt man in den 7-8 Stunden einfach
zu sehr aus.

Habe ich nicht in einem frueheren Eintrag erzaehlt, dass die Leute nach Feierabend alle moeglichst schnell das Weite suchen?
Dass ist jetzt absolut nicht mehr so. Ich bin jetzt regelmaessig der erste, wenn ich zwischen 18 und 19 Uhr nach Hause gehe
(17:30 Uhr ist eigentlich Schluss). Warum? Die meisten haben zu Hause entweder keine oder nur schlechtere Klimaanlagen als
im Buero. Also sitzt man nach Feierabend noch "gemuetlich" im Buero surft, chattet und geht nur noch zum Schlafen nach
Hause. Zwei Studenten der hiesigen Uni, die halbtags bei uns arbeiten schlafen jetzt auch gleich noch im Buero, da ihre
Wohnheime (Semesterferien!) zur Zeit nur grosse leere Eishoehlen sind.



Und so fahre ich jetzt jeden morgen an ein paar Flecken Schnee vorbei. Allerdings haelt der frisch gefallene Schnee sich
nicht lange (Mittags ist schon wieder alles weg), zu einem "Haufen" aufgetuermt haelt er aber schon. Da ist der Beweis:





Ein kleiner Schneemann den ich heute nach der Mittagspause vorm Buero gefunden habe. Es ist schon witzig, manch einer freut
sich hier wie ein Kind ueber die weiss Pracht von oben.



Die Temperaturen bringen aber auch noch andere krasse Probleme mit sich, z.B. fuer die ganzen kleinen Laeden an der Strasse.
Keiner von denen hat eine Tuer und die Leute sitzen dort den ganzen Tag rum (und frieren). Wer es sich leisten kann, stellt
sich deshalb eine kleine Tonne vor den Laden und zuendet darin ein Lagerfeuer an. Besonders nach dem dunkel werden wirkt das
schon ziemlich gespenstisch. Dann kommen noch die Leute aus der Nachbarschaft dazu, die sich auch keine Heizung leisten koennen,
und man sitzt zusammen ums Lagerfeuer mitten auf der Strasse in einer 10 Millionen Einwohner Stadt ^^.



Zum Abschluss noch was "lustiges". Als ich heute nach Hause kam, hatte mein Zimmer grade mal 3,3 Grad. Also das Thermometer
in den Kuehlschrank gerauemt und siehe da: ueber 5 Grad. Sauerei, Unser Kuehlschrank heizt! (Naja, immerhin spart das bestimmt
Strom *g*).





Auch ansonsten gibt es noch ein paar "unwichtige" Vor- und Nachteile, die das Wetter mit sich bringt.

Vorteile:
  • Softdrinks und Bier brauchen nicht mehr gekuehlt zu werden :-)
  • die Glaeser von kalten Getraenken beschlagen nicht von aussen (das war in der feuchten Umgebung hier ein echtes
    Problem im Sommer, weil jedes Glas kalte Sprite erstmal ne Riesenpfuetze produzierte - ich dachte schon die
    Glaeser waeren undicht).
  • der Schokoladenvorrat haelt mindestends doppelt so lange, weil man sich an der vorhandenen Schoki im wahrsten
    Sinne des Wortes die Zaehne ausbeist
  • Man lernt die Vorteile von Thermoskannen zu schaetzen (3 Stueck in 2 Wochen gekauft :-)
Nachteile:
  • Handtuecher trocknen nicht mehr
  • Akkus muessen nach dem Laden gleich in die Hosentaschen gesteckt werden, sonst bleibt da gar keine Energie mehr drauf
  • Rotwein schmeckt nicht mehr (oder wie zur Hoelle erreiche ich "Zimmertemperatur")
  • man findet die "Globale Erwaermung" auf einmal doch gar nicht sooo schlecht
  • man lernt die Nachteile von Thermoskannen kennen (3 Stueck in 2 Wochen "verbraucht" - das spricht fuer Qualitaet ^^)

Update:

  • Die Tagesschau hat mittlerweile auch festgestellt, dass es hier kalt ist. So krass wie dort beschrieben ist es bei uns nicht, aber man hoert ja so einiges. Ein Kollege von mir macht sich schon arg Sorgen. In seiner Heimatstadt gibt es seit einer Woche keinen Strom mehr und er konnte auch niemanden anrufen um zu sagen, wann er nun dort ankommen wird.
  • Ich habe heute schon wieder die "Stadtreinigung" dabei erwischt, wie sie kaltes Wasser auf die Strasse gespritzt haben (ganz beliebt zum Staub binden). Das ganze bei -1 Grad - echte Helden. Ich bin gespannt, wann der Mist das erste Mal gefriert, dass wird ein Spass.

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