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Freude schoener Goetterfunken ...


So, langsam wirds weihnachtlich hier. Die Chinesen schmuecken ihre Restaurants mit Santa-Bildchen und dekorieren die Palmen mit Plastik-Christbaumkugeln und Lichterketten. Die Weihnachtsbeschallung in den grossen Malls ist auch ein Fall fuer sich: Vor drei - vier Wochen, waren hauptsaechlich poppige englische Weihnachtslieder dran. Jetzt hab ich schon zwei mal deutsche Weihnachtslieder gehoert (mit deutschem Gesang!) und heute im Carrefour lief "Freude schoener Goetterfunken" ... echt verrueckt und irgendwie find ichs cool. Aber eigentlich wird ja kein Weihnachten gefeiert, von daher kann ich diese ganze Aufmachung nicht verstehen. Fuer die 0,1% Auslaender unter den Kunden, wird man den Aufriss ja nicht machen.
Es gibt hier allerdings auch einen ganz eigenen "Weihnachts-/Neujahrsbrauch" (nein, hat nix mit Gurken zu tun!): Es gibt jetzt ueberall aufblasbare Hammer/Baseball-Schlaeger/Keulen zu kaufen. Mit denen verhaut man sich dann gegenseitig, denn das bringt Glueck im neuen Jahr :-)



Und dann noch eine unschoene Begegnung heute. Ich hab nen Unfall auf der Strasse gesehen (Auto + Roller + Taxidreirad). Insgeheim hab ich mich ja schon lange gefragt, wie das hier ablaeuft, weil zum Teil wirklich chaotisch gefahren wird und eigentlich niemand einen Helm auf hat. Nach dem Knall haben erstmal alle ne Runde erstaunt gekuckt und dann hat sich ziemlich schnell ne Menschentraube gebildet. Aber nicht dass jemand den Verletzten geholfen hat. Es waren dann 2 Auslaender die den Motorradfahrer erstmal "in Sicherheit" gebracht haben, weil der Verkehr auf der 3 spurigen Strasse ganz "normal" weiter lief (mit draengeln, hupen und allem was so dazu gehoert). Die Polizei war dann auch recht zuegig da (wobei man ned weiss, ob die wegen der Menschenmenge oder dem Unfall kamen). Fazit: Helme sind ne tolle Erfindung, denn es sieht nicht gut aus, wenn sich Gesicht und Lenker treffen. Immerhin haben sich die Teilnehmer diesmal "vertragen". Daniel hatte letzte Woche 2 Motorradfahrer gesehen, die erst zusammengekracht sind und sich danach noch verpruegelt haben (waehrend der Rush-Hour, mitten auf der Strasse ^^)

Ab heute ist Weihnachten


Nachdem der Rest der Welt schon Plaetzchen gebacken hat, war dieses Wochenende auch Campus-Ost an der Reihe. Ich hatte ja schon
lange nach einer Moeglichkeit gesucht, aber der entscheidende Tipp kam letzte Woche von Daniel. Er hatte in einem Coffeeshop
einen Aushang gesehen, wo zu "Baking Christmas Cookies" eingeladen wurde.



Also bin ich Samstag Nachmittag dort hin und meine Erwartungen wurden nicht enttaeuscht *freu*. Als ich ankam waren 3 Chinesen,
ein kleines auslaendisches Maedchen und 2 Amerikanerinnen (einer davon gehoert der Laden) schon fleissig am Plaetzchen ausstechen.
Der Teig war schon vorbereitet und ein kleiner Backofen in Mikrowellengroesse stand auf einem Tisch.



Ich hab mich in dem Coffeeshop gleich "sauwohl" gefuehlt, denn es war echt mal wieder was total normales und ueberhaupt nicht chinesisch.
Vor allem das "getrennt sein" von der Strasse war richtig gut. Normalerweise hab ich hier immer das Gefuehl "draussen" zu sein, ob im
Buero, im Restaurant oder selbst im Apartment; Tuer/Fenster zu und irgendwo wirklich "drin" sein, gibt es hier einfach nicht. Deswegen
kommen mir die Temparaturen hier auch so kalt vor. Wir haben zwar immer noch 10-15 Grad draussen, aber die hat man eben auch zu Hause,
wenn man "gemuetlich" auf dem Bett (wie jetzt grade :-) sitzt. Das gleiche gilt fuers Buero, in dem meine Kollegen in der dicken
Daunenjacke vorm Computer sitzen, voellig normal halt.



Aber zurueck zum eigentlichen Thema: Weihnachten! Wir haben einige Stunden mit backen zugebracht, aber weil der Ofen so klein war
(und wir ziemlich gefraessig *g*) war die Ausbeute nicht sooo reichlich. Zusaetzlich war der Teig fuer meinen Geschmack etwas zu stark
gesalzen (Frage an Campus-West: ist das normal - salzige Weihnachtsplaetzchen?) aber ich war trotzdem total gluecklich.





Uuund das war aber noch nicht alles! Durch Zufall habe ich heute in der METRO doch noch echte, nicht-farbige Lichterketten bekommen *freu*.
Der Preis war zwar mit 36 Yuan (3,50 Euro) fuer 50 Lichter ganz schoen happig, aber ich war trotzdem froh, endlich welche bekommen zu haben.
Ich hab sie auch gleich in meinem Zimmer "verbaut" und so langsam wirds heimelig :-) Am "Stollen" konnte ich natuerlich auch nicht vorbei gehen, den wuerde ich in Deutschland essen "wie Brot", aber hier wird es glaub bisserl was besonderes. Fehlen tut jetzt eigentlich nur noch der Gluehwein. Es gibt zwar genug Wein, aber nur zu guten. Und bei 3-5 Euro pro Flasche blutet mir schon bisserl das Herz, daraus "nur" Gluehwein zu machen.



Aber die grosse Frage, was ich am Heiligabend mache, ist immer noch nicht klar. Fakt ist, dass ich sowohl am 24., 25. und 26. arbeiten
werde, denn die Tage sind hier nix besonderes (und ich hab meinem Chef schon 2 "fast" freie Wochen im Januar aus dem Kreuz geleiert, dazu
aber spaeter mehr). Am 23. Dezember soll wohl in der Stadt eine Christmesse sein - in einer Kirche. Und jetzt kommt der Knaller: Reisepass
mitnehmen! Warum? Sonst kommt man nicht rein. Denn den Chinesen ist es verboten in die Kirche zu gehen ("auslaendische religioese Propaganda")
und das wird strikt durchgezogen (im Gegensatz zu so vielen anderen Verboten hier). Also steht wohl die Polizei vor der Kirche und will
von jedem der da rein will einen auslaendischen Pass sehen. Das ist der "Teil" von China, von dem ich bisher noch gar nichts geschrieben
habe, weil ich es echt noch nirgends wahrgenommen habe. Mal schauen was da noch kommt. Die auslaendischen Studenten hier an der Uni
planen uebrigens eine "Neu-Jahres-Party" ... am 24. Dezember fg

Definitiv nicht mein Tag


Heute ist nicht Freitag der 13., denn der 13. faellt dieses Mal auf einen Donnerstag. Mein Glueckstag war das aber heute ganz sicher nicht. Ich werd aber erstmal bisserl weiter zurueck greifen, denn ein paar Sachen laufen echt schraeg hier.

Netzwerk/Internet



Mittlerweile habe ich mich an die 5-20% Packetverlust im Bueronetzwerk gewoehnt. Dass Verbindungen abbrechen ist genau so normal, wie dass die Leute fast mechanisch ihre Mac-Adresse wechseln, sobald sie eine Webseite nicht aufrufen koennen (manche Leute sind echt aberglaeubisch, was das angeht). Aber so ist das halt, wenn die "Sekretaerin der Personalabteilung" dafuer zustaendig ist, dass Netzwerk einzurichten und die Kabel zu ziehen. Schliesslich hat ja auch jeder einen "persoenlichen" Account => PA.

Arbeit



Wow, und was hab ich diese Woche schon geflucht. Im Buero komm ich echt aus dem staunen kaum noch raus, wie kreativ "echte Loesungen" fuer Probleme umgangen werden und statt dessen irgendwas schnell zusammengeschummelt werden soll.



Da werden Aufgaben hin und her geschoben:

X: Was wir nicht hinkriegen, wird er machen.

Ich: Ich denke nicht, dass er dafuer genug Zeit hat.

X: Wenn er es nicht schafft, helfen wir ihm.


Es werden fertige Softwarekomponenten auf den Kopf gestellt:


X: Kannst du das Framework bitte so veraendern, dass es von meiner Funktion so aufgerufen werden kann?


und schoene Sicherheitsloecher geschaffen:


X: kannst du diesen Ordner (Anm: mit abteilungsinternen Daten) bitte fuer alle freigeben?

Ich: nur Lesezugriff, ja?

X: Nein, mit Schreibzugriff ist besser.


Die drei Sachen sind am Ende alle "gut" ausgegangen, aber es ist echte Ueberzeugungsarbeit notwendig. Fuer alles muss man sich moeglichst bildliche Beispiele einfallen lassen und nicht selten dauert so ein Gespraech mal 30 Minuten.



Ausserdem scheinen einige wirklich mit dem PC da vor ihnen ueberfordert zu sein. Da wird heute eine Datei bearbeiten, aber morgen weiss man nicht mehr wo sie lag. Die Aufgabe mit der man vor dem Mittagessen beschaeftigt war, ist danach vergessen und man faengt einfach was neues an. Da werden Dateien wie USB-Stick und QQ (das chinesische ICQ) hin und her geschickt, bis keiner mehr weiss, welche Version jetzt die Neueste ist. In einem laengeren Gespraech mit einem Kollegen hab ich jetzt aber auch erfahren warum die Leute so ticken. Bei der Berufswahl kommt es hier in erster Linie darauf an, spaeter viel Kohle zu verdienen (deswegen scheint auch jeder Marketing studieren zu wollen ^^). Die meisten Leute kommen immer noch vom Land und wurden zum Studium in die naechste groessere Stadt geschickt. Nicht jeder hatte vor Studienbeginn schon mal einen Computer gesehen und vom Internet hatten fast alle auch noch gar nichts gehoert. So kommt es dann auch, dass die "Programmierer" in der Firma vor 12 Monaten das erste Mal programmiert haben (mit Java angefangen) und praktisch ueber kein Hintergrundwissen verfuegen. Von ihren Lehrern erzaehlen sie meist nichts Gutes, nur dass die genau wie ihre Eltern ihnen eintrichtern einen moeglichst lukrativen Beruf einzuschlagen. Und bei den Unis hab ich das Gefuehl handelt es sich auch eher um eine Art Berufsausbildung, denn was fuer "Spezialfaecher" man hier alles studieren kann ist echt wahnwitzig. Nur eine kleine Auswahl: "Buchhaltung", "Kochen", "E-Business", "Webdesign".

<NERD>

Naja und dann gibt es ja noch des Managements Liebling: ENTERPRISE. Die Projekte, egal wie gross, werden hier alle als J2EE Anwendungen, mit einem ziemlich dicken Datenbanksystem (O*****, aber ich glaub darueber muss ich extra nochmal nen Artikel schreiben) hinten dran, realisiert. Nur existiert trotz mehrerer Projekte keine Codebasis auf die man zurueckgreifen koennte. Staendig wird das Rad neu erfunden und die gleichen Fehler nochmal gemacht. Ich hab jetzt angefangen eine solche Basis aufzubauen, zu dokumentieren und die Leute einzuweisen. Und so langsam zeichnen sich auch die ersten Lichtblicke ab. Wiki und Issue Tracker werden benutzt, Dokumentationen werden GELESEN, Code dokumentiert und Programme vorher (wenigstens etwas) geplant.



Mancherorts muss aber auch mit dem Holzhammer zugeschlagen werden:So werden zum Beispiel Subversion Commits abgewiesen, wenn in der Commit Nachricht keine Issue ID vorkommt oder die Nachricht einfach zu kurz ist.
</NERD>



Tja, und so kommt es dann auch, dass ich vor lauter Erklaererei meinen eigenen Kram nicht mehr schaffe. Nicht das da zu viel waere, aber eigentlich haenge ich auch noch in zwei Projekten mit drin und "wollte" bisserl programmieren. Ausserdem "halte" ich jetzt jeden Freitag 90 Minuten einen Linux-Kurs in der Firma. Nix besonderes, es geht wirklich nur darum die absoluten Grundkenntnisse zu vermitteln. Von dem Ziel, das die IT-Leute ihre Farm an Routern und Servern auch selbst verwalten koennen sind wir noch meilenweit entfernt. Wer die bisher administriert weiss uebrigens keiner.



Aber es gibt auch noch Sachen ausserhalb der Arbeit *g*:

Fahrrad



Da komm ich zu Hause an und hab bisserl wenig Luft auf dem Hinterreifen. Keinen Platten - also nur mal wieder etwas Luft drauf packen. Netterweise verfuegt der Hausmeister ueber eine Luftpumpe, die man sich ausleihen kann :-) Also ran ans Werk. Als ich fertig war, geb ich die Luftpumpe ab, dreh mich rum ein hoere ein Knistern vom Fahrrad *confused*. Also nachgeschaut und da riss der Mantel vom Hinterreifen grad froehlich auf der Seite auf. Nach ein paar Sekunden bildete sich eine schicke rosafarbene Blase (ja, der Schlauch ist rosa) und dann machte es PENG. *Jackpot*

Handy



Da meine Handykarte seit gestern "overdue" (spriche leer) war, hab ich mir heute eine Karte zum Aufladen geholt. Tja, also erstmal den Code freirubbeln. Aber irgendwie war ich von dem Tag noch so geladen, dass da wohl etwas zu viel Kraft auf dem Schluessel war. Ergebnis: Nicht nur die Silberschicht ueber dem Code ist weg, sondern auch der Code selbst. Jetzt kann ich den Abend mit froehlichem Nummern raten zubringen, zum Glueck sind es nur 3*5*5=75 moegliche Kombinationen (der Rest steht noch erkenn-/deutbar :-).

Fuenf ganz normale Besonderheiten


Hier eine kleine Liste der Dinge die mittlerweile fuer mich "zu normal" sind, als dass ich sie in einem normalen Eintrag erwaehnen wuerde, aber fuer deutsche Verhaeltnisse ist das trotzdem NICHT der Standard:

1. Schwerstarbeit fuer Frauen


Das ist mir gleich am ersten Tag aufgefallen. In der Naehe meines Apartments wurde eine Mauer an der Strasse entlang gebaut und die Belegschaft teilte sich gut halb-halb in Maenner und Frauen auf. Auch die Jobs wurden nicht getrennt, die Frauen haben genau wie die Maenner auch koerbeweise Ziegelsteine geschleppt, Beton angeruehrt, gemauert, verputzt und so weiter. Die Bauarbeiter sind aber fast immer Wanderarbeiter vom Land - das heisst die Aermsten der Armen. Ob die Entlohnung fuer beide Geschlechter gleich ist, hab ich allerdings noch nicht rausgefunden.

2. Kinder ohne Windeln


Tja, Kleinkinder laeufen hier regelmaessig ohne Windeln rum. Statt dessen verfuegen sie ueber einen Schlitz in der Hose der ihnen das Erleichtern ziemlich erleichtert. Das hoert sich eklig an - ist es manchmal auch (Kaufhaeuser ^^). Fotos gibts von mir aber keine davon, ich kenn genug Leute die davon welche machen, aber wuerdet ihr euch gerne in der Situation auf irgendwelchen auslaendischen Webseiten wiederfinden? Also bleibt nur zu warnen: Augen auf im Strassenverkehr und hinschauen wo man langlaeuft.

3. Rentner auf dem Spielplatz


Gut, "soweit nichts besonderes", werdet ihr euch denken - die sitzen auf der Bank und stricken. Falsch gedacht! Hier krabbeln die Rentner auf den Klettergeruesten rum und zwar von morgens (wenn ich zur Arbeit fahre, sieht aus wie Morgengymnastik) bis abends. Kinder sieht man auf den Spielplaetzen nur ganz selten. Das koennte daran liegen, dass die meisten Kinder durch die Schule extrem gut ausgebucht sind. Wenn ich abends nach Hause fahre (gegen 18:30h) kommen viele grad erst aus der Schule - und haben dann noch die Hausaufgaben vor sich - Viel Spass! ^^

4. Wachsame Muellentsorgung


Unsere ganze Wohnhausreihe (128 Apartments) teilt sich 2 Muelltonnen (je circa 50 Liter). Und es sieht bei uns trotzdem nicht aus wie auf der Halde. Warum? Ganz einfach weil die Muellabfuhr mehrmals am Tag (mindestens 2x) vorbeikommt. Nagut, und zusaetzlich sammeln die Pfoertner/Hausmeister alles aus dem Muell heraus, was sich noch irgendwie vermarkten laesst. Zum Beispiel Plastikflaschen, es gibt zwar kein Pfand hier, aber irgendwo kann man die wohl doch verkaufen. Jedenfalls freut sich Herr Li (der Hausmeister-Oberboss) immer tierisch, wenn wir ihm wieder ein paar gesammelte Werke von uns vorbeibringen = Kleine Geschenke verbessern die Freundschaft ;-)

5. Heisses Wasser


Von chinesischem Tee hat sicher jeder schon gehoert, verbunden mit der Annahme, dass hier davon genug getrunken wird. Stimmt auch :-) Was aber fast noch haeufiger getrunken wird (zumindest jetzt zur kalten Jahreszeit), ist heisses Wasser. In so ziemlich jedem Buero und auch in der Mensa stehen "Zapfsaeulen" an denen man direkt heisses Wasser abfuellen kann. Auch scheint jeder Student ueber eine Termoskanne zu verfuegen, die fast ueberall mit rumgetragen wird. Allerdings darf man die wohl nicht mit ins Badehaus (oeffentliche Dusche auf dem Campus) nehmen, deswegen steht davor immer ein ganzer "Park" an Thermoskannen *g*.

Raus aus der grossen Stadt


... und rein in die naechste haette es fast weiter heissen koennen. Dieses
Wochenende wollte ich Chengdu endlich mal den Ruecken kehren und etwas
weiter hinausfahren. Nach Leshan sollte es gehen, einer Stadt rund 120 km
suedlich von hier, die fuer ihren grossen in Stein gehauenen Buddha
bekannt ist. Aber fangen wir ganz vorne an.



Natuerlich sind wir am Samstag viel zu zeitig aufgestanden (Tourist sein
ist echt anstrengend!) und standen schon morgens um 0700h abreisebereit
an der Bushaltestelle der Uni. Song war auch schon da, ein Student von hier,
mit dem wir in letzter Zeit ab und zu mal was unternommen haben und der
aus Leshan kommt. Also ab zum Busbahnhof, den ich von aussen nie im Leben
als solches erkannt haette. Vor dem Gebaeude sah es eher aus, wie ein
Einkaufszentrum und innen wie ein Flughafen. Anzeigetafeln, Wartehallen,
Roentgen-Gepaeckkontrolle und Gates mit Ticketkontrolle. Nach der Abfahrt
im Bus das gleiche Bild. Eine "Stewardess" begruesst via Mikrophon (mit
fiesem "Stadion"-Effekt) die Passagiere auf chinesisch und englisch, danach
gibts Snacks & Mineralwasser.




Bei leerer Autobahn, ziemlich miesem Wetter draussen und einem chinesischen
Spielfilm ueber "Stewardessen", konnte ich dann auch guten Gewissens schlafen,
ohne etwas zu verpassen. Zwei Stunden spaeter waren wir aber schon da und
wurden zu unserer Verwunderung von Songs Vater am Busbahnhof abgeholt. Wir fuhren
erstmal ein Stueckchen ins Zentrum rein und meine Freude endlich mal in einer
chinesischen Kleinstadt zu sein wurde gleich gebremst, als Song meine Frage nach
der Einwohnerzahl mit "maybe under a million" (vielleicht weniger als eine Millionen)
beantwortete. Dabei kam mir alles schon ziemlich beschaulich, klein und gemuetlich
vor. In Deutschland wuerde man vllt Dorf dazu sagen und sich nur ueber die Wohnhaeuser
mit mehr als 30 Etagen wundern. Wikipedia sagt uebrigens Leshan haette 3,4 Millionen
Einwohner wobei die umliegenden Doerfer mit dabei sind.




Am Nachmittag ging es dann auch erstmal zum "Leshan Giant Buddha". Maechtig imposant
wie der gute da im Berg sitzt. An der linken Seite ist eine kleine Treppe, an der man
bis zu den Fuessen der Statue klettern kann. Respekt vor Songs Vater (unten auf dem rechten Bild in der Hoehle mit zu sehen), der da vor 50 Jahren ohne Gelaender und betonierte Treppenstufen
rumgeklettert ist :-)




Um die Statue herum gibt es einen schoenen Park mit Tempeln, Wasserfaellen und Hoehlen,
in denen die Arbeiter vor 1200 Jahren gewohnt haben, als der Buddha errichtet wurde.




Auf der Fahrt zurueck in die Stadt dann ein Erlebnis, dass ich in Deutschland auch
lange nicht hatte. Autopanne mit Anschieben (um erstmal aus dem Kreisverkehr rauszukommen
in dem wir feststeckten *g*). Der Motor von unserem SWA (meiner
Meinung nach die chinesische "Variante" von Skoda) war heiss gelaufen, weil die
Kuehlung kaputt war. Der gerufene Pannendienst fummelte ersteinmal wenig professionell
an den Sicherungen herum und versuchte dann den Motor zu starten. Das klappte natuerlich
(weil das Auto nun schon 20 Minuten im kalten stand) und wir sollten erstmal weiter
fahren und das Auto sollte am naechsten Tag nochmal zur Werkstatt. ^^




Am Abend waren wir noch zum Abendessen bei Songs Eltern eingeladen. Es gab wieder gute Sichuan-Hausmannskost, also heiss & scharf und man findet immer etwas, dass richtig lecker ist (heute war es ganz einfaches Moehrengemuese mit Schweinefleisch :-) Und ich durfte endlich mal
einen Blick in eine echte chinesische Kueche werfen. Wir haben unsere ja ziemlich europaeisch
eingerichtet. Ergebnis: Nicht gross ueberrascht, aber ich war ziemlich erstaunt, dass sie gar keine Moebel drin haben.

Moebelhaus mit vier Buchstaben


In China gibt es 4 mal IKEA, in Peking, Shanghai, Guangzhou und Chengdu. Auf der gut
sortierten Internetseite konnten wir sogar die Buslinien erfahren, mit denen man
hinfahren kann. Ich war begeistert. Vor allem, weil ich immer noch auf der Suche nach
etwas "Weihnachtsbeleuchtung" bin (sprich Lichterketten fuer mein Zimmer). Da im Netz
auch noch gross das "Softeis fuer 1 Yuan" (10 Cent) beworben wurde, mussten wir dem
Laden einfach nen Besuch abstatten.



Obwohl der Laden am anderen Ende der Stadt ist, sind wir wirklich super hingekommen. Nur einmal
umsteigen und bis vor die Haustuer gefahren worden. Obwohl in China eigentlich kein Weihnachten
gefeiert wird, war das Weihnachsgeschaeft in vollem Gange. Von den 300 Millionen Chinesen, die sich
statistisch gesehen einen IKEA teilen muessen, war bestimmt auch die Haelfte da. Ueberall standen
Weihnachtsbaeume und es blinkte und glitzerte und wir wurden kraeftig mit "Santa Clause is coming" und
Konsorten beschallt. Nur der arme Mitarbeiter, der im Clownskostuem die Kunden am Eingang begruesste,
passte nicht ganz in das Bild.





Wir haben uns dann erstmal auf das "normale" Essen in der Cafeteria gestuerzt. Spaghetti Bolognese
gabs bei mir :-) und Reis mit Huehnerfrikassee bei Daniel. Beides fuer jeweils unglaubliche 17 Yuan
(das sind 17 Softeis! args viel zu teuer).



Danach haben wir uns die Einrichtung vorgenommen. Natuerlich gab es die gleichen Billys, Bennos und Borris'
wie in Deutschland auch, nur hatte ich das Gefuehl, dass alles etwas enger aufgebaut (und teurer) war.
Und waehrend wir durch die Gaenge schlenderten, schwanden dann auch so langsam meine Hoffnungen auf
Lichterketten. Ab und zu hing mal ein Vorhang aus kleinen Laempchen da oder die Laempchen waren in
tolle Glasgebilde und Filztannenbaeumchen eingekleidet. Das kostete dann auch gleich 250 Yuan.



Wenigstens erwartete uns am Ausgang noch der Schweden-Shop und das Softeis :-) Nach dem ersten, gab es noch ein zweites (man weiss ja nicht, wann man mal wieder vorbei kommt) und dann sind wir auf Hot Dogs umgestiegen, DENN die hatten mal wieder richtige Wuerstchen und SENF! juhuu Also Wuerstchen im Saitling und nicht nur so
komische Wurst ohne Pelle wie sonst. Und weil wohl Happy Hour war gabs die auch fuer 1 Yuan, IKEA = Schlaraffenland, wer haette das gedacht. *g*





Anschliessend sind wir dann noch ein wenig durch die Stadt geschlendert (nagut, eigentlich haben wir den Busbahnhof gesucht, aber daraus wurde ne recht nette Tour) und haben eine interessante Brueckenbeleuchtung gesehen (linkes Bild). Warum diese Hochstrassen, von unten aussehen wie ein Weihnachtsbaum kann ich euch auch ned sagen, die Beleuchtung dort scheint aber dauerhaft installiert zu sein. Am Ende kamen wir noch zum Tian-Fu-Square (der "grosse" Platz im Stadtzentrum) und hinten sieht man schoen den Mao angestrahlt. Der Gute ist so ziemlich der einzige (ausser Buddha) von dem es hier Statuen gibt. ^^


Uebrigens, insgesamte Kosten des Besuchs fuer 2 Personen:

Busfahrten: 14 Yuan

Einrichtungsgegenstaende(=Borris): 7,90 Yuan

Nahrungsmittel: 49 Yuan

Gruppenbildende Massnahme


Heute war unsere gesamte Belegschaft zu einem gemuetlichen Nachmittag im Park
mit anschliessendem Abendessen eingeladen. Das bedeutet zuerst einmal genuegend
Taxen fuer circa 20 Personen zu besorgen. In Chengdu ist das allerdings nicht das
grosse Problem, man geht an den Strassenrand, streckt den Arm moeglichst weit in
die Luft und macht mit der Hand eine Bewegung, als wuerde man jemandem ganz schnell
und oft auf die Schulter hauen (wichtig: der Arm bewegt sich dabei nicht mit!)





Wir sind dann ein ganzes Stueck raus aus der Stadt gefahren. Unser Taxifahrer hatte
dabei immer das Handy am Ohr, weil er sich jede Kreuzung von unserem Chef ansagen
lassen musste (der Fahrer hatte keine Ahnung wo er war!). Die Parkanlage war recht gemuetlich,
leider aber sehr klein und kuenstlich (betonierte Flussbette, Rollrasen). Ganz klassisch
wurde dann bei einem Tee geschwatzt, Mah-Jong gespielt oder der Park etwas zu Fuss erkundet.





Puenktlich 1830h wurde dann zum Dinner geladen (danach kann man hier wirklich die Uhr
stellen). Es gab wieder typisches (echtes!) chinesisches Essen mit einer kleinen Besonderheit.
Die nannte sich heute "Garnelensalat", allerdings mit dem Unterschied, dass die Garnelen auf
dem Salat lagen und quicklebendig waren (die kamen direkt aus dem Bassin neben unserem Tisch.
Der "Salat" wurde noch einmal umgeruehrt und voila, fertig ^^ Wer jetzt denkt, dass sei hier
normal, liegt aber auch falsch. Meine chinesischen Kollegen haben zum Teil genau so irritiert
geschaut wie Daniel und ich. Aber wir haben es probiert uuuuund sogar ganz lecker gefunden.
Man darf sich halt keinen zu grossen Kopf darueber machen :-)





Ansonsten gab es wieder ne Menge leckerer Sachen von denen ich wieder viel zu wenige Namen
weiss, wie : Mapo Doufu (in etwa Tofu mit Rind, und nein! Tofu hier ist nicht so eklig wie in Deutschland
es hat eine ganz andere Konsistenz und schmeckt mir fritiert z.B. richtig klasse), suessen
Reis (mit Honig oder sowas in der Art) und "chinesischer Pizza" (Hefeknoedel zum Aufklappen
und Befuellen wie einen klitzekleinen Doener, so in etwa zumindest *g*). Getrunken wurde dazu uebrigens Sojamilch
und australischer Rotwein (aus Weissweinglaesern *g*).




Und dann sollten wir noch was
ganz leckeres probieren. Als ich nachfragte bekam ich als Antwort: "soup" (Suppe). Also erstmal
gekostet. Das Resultat war etwas glitschig und nicht ganz mein Geschmack also lieber nochmal
nachfragen: Die Antwort kam: lobs..., lobs... (ich dachte an Hummer), log (ich hatte keine Ahnung),
fog (ich vermutete es) frog, frog, frog (Frosch, jepp, guuuuut das ich das vorher NICHT gewusst hab :-)



In diesem Sinne, Gute Nacht :-)

Mein erster Model-Vertrag


Letzte Woche wurden ja von der gesamten Belegschaft ein paar Fotos
geschossen, von denen ich auch welche hier ins Blog gestellt habe.
Naja, nun fanden die Marketing-Menschen eines der Bilder auf denen
ich drauf bin so toll, dass sie es in den WebService der Firma
integrieren wollten. Und weil unser Chef haargenau auf des Recht am
eigenen Bild achtet (*g* wer haette das gedacht?), haben sie mir
einen Vertrag angeboten, mit dem sie das Bild auf ihrer "Business
Homepage" verwenden duerfen und ich dafuer eine "kleine" Entschaedigung
erhalte. Ist ja nicht so wild, wenn ab naechster Woche 1,3 Milliarden
Chinesen (grob geschaetzt ^^) mein Bild kennen, hab ich mir gedacht
und zugestimmt. Der Knaller kam allerdings mit dem Vertrag, denn
die Entschaedigung lag bei ca. 75 Euro, fuer dieses eine kleine Bild. Das
entspricht ziemlich genau, dem Monatslohn eines Fabrikarbeiters hier
in China.





Ansonsten ist am Freitag die Hauptanwendung der Firma online gegangen, an
der hier die letzte Zeit gewerkelt wurde: www.mychess.cn
(An die Informatiker unter den Lesern: ich habe mit dem Quellcode nix
zu tun, ich arbeite schon am naechsten Projekt *g*). Der ganze Dienst ist in
etwa eine Studien- und Berufsberatung fuer chinesische Schueler,
Studenten (und ganz wichtig: deren Eltern!).



Also, falls irgendwer in Deutschland schon immer mal von einer Modellkariere
getraeumt hat und nur nicht verrueckt genug fuer den Wahnsinn in Deutschland ist:
Das ganze kann man hier auch viel leichter bekommen. Blond wird sogar noch bevorzugt,
denn habt ihr schonmal einen (natur-)blonden Chinesen gesehen?

Zappenduster


So ganz langsam stellt sich auch hier sowas wie Herbst ein. Das bedeutet es gibt nachts auch mal
Temperaturen von unter 10 Grad (an der Stelle Gruesse an alle, die beim Blick aus dem Fenster Schnee sehen
koennen :-). Da die Apartments hier nicht isoliert sind und auch keine Heizungen haben, war es in letzter
Zeit auch mal recht frisch. Daniel (der nach eigener Aussage sowas wie Herbst, Winter oder Fruehling nicht
kennt) hat sich ziemlich den Hintern abgefroren und bei der Firma einen Heizluefter "in Auftrag gegeben".
Nachdem seiner dann prima lief, brachte man mir auch noch einen vorbei (obwohl ich gar nicht danach gefragt
hatte). Nunja, jetzt ziehen beide Geraete ihre 2000 Watt und da hab ich mich schon gefragt, ob dass die
Einrichtung hier mitmacht ^^. Aber es lief alles prima und wir hatten es angenehm warm in den
Zimmern (ca. 19-20 Grad) zumindest bis vorhin!



Da meinte mein Luefter (linkes Bild) auf einmal es sei Sylvester und hat sich selbst und unsere Sicherung
mit dem passenden Feuerwerk (zum Glueck stand nichts davor) in die ewigen Jagdgruende geschickt. Also sassen
wir erstmal im Dunkeln und Daniel war ganz froh, dass ich Kerzen+Feuerzeug besitze. (Nach seiner Aussage
benutzen in Kolumbien nur arme Leute und die Kirche Kerzen!) Nun haben wir im Apartment erstmal keine
Sicherungen gefunden und auch die Kaesten im Haus sahen nicht danach aus (rechtes Bild).





Also Woerterbuch raus und (wieder mal) zum Hausmeister/Wachmann. Der kam dann auch mit zurueck und hat sich
die Lage angeschaut. Er wusste sogar wo der Sicherungskasten war (*juhu* ein kleines unscheinbares Kistchen
ueber dem eigentlichen grossen Sicherungskasten). Drin waren 6 Sicherungen, alle schoen nebeneinander. Unser
Apartment ist links, die 4 linken Sicherungen war nach oben gekippt, die 2 rechten nach unten. Was machen wir
also?



Richtig, wir fangen von links an, die Sicherungen umzuklappen und fragen nach jeder, ob denn nun das Licht
schon wieder geht, also los:
  1. 1. Sicherung - nichts passiert
  2. 2. Sicherung - Treppenhaus dunkel (also Sicherung wieder hoch)
  3. 3. Sicherung - erstmal nichts - auf einmal kucken aber die Nachbarn aus ihrer DUNKLEN Wohnung
  4. 4. Sicherung - Treppenhaus dunkel (also auch die Sicherung wieder hoch)
  5. 5. Sicherung - hochgeklappt - prima unser Licht geht wieder :-)
  6. 6. Sicherung - hochgeklappt - unser Licht geht immer noch :-)


Nagut, also Problem geloest, ach ne, die Nachbarn beschweren sich ja immer noch, also klappt der Hausi auch noch
die 1. und die 3. Sicherung wieder hoch. Ergebnis: alles prima - Welcome to China!!!



Nachdem der Hausmeister weg war, haben wir den Luefter dann nochmal ausgiebig getestet. Als Ventilator kann man
ihn noch benutzen, aber sobald die Heizkomponente angeht, fliegen die Funken. Dann werde ich morgen mal schauen,
wie ich meinen "Garantieanspruch" durchsetze (ich glaub der Laden hatte mit 14 Tagen Rueckgaberecht geworben :-)

yi(一) - er(二) - san(三) - Action


Nach einer leckeren Suppe zum Abendbrot (und einem halben Laib Brot um die Schaerfe zu neutralisieren) erzaehl ich mal, was wir gestern so gemacht haben. Der WebService der Firma soll natuerlich auch ein paar Bilder beinhalten und man moechte sich ja auch selbst moeglichst gut ins Bild gerueckt wissen. Und gestern war der perfekte Tag dafuer: 22 Grad und Sonnenschein. Also hat der Chef einen Fotografen bestellt. Vorher haben Daniel und ich eine SMS von einer Kollegin bekommen, ueber die wir erstmal guuut geschmunzelt haben:
Hi, tomorrow we will take a picture with all persons in the office.
so wear shirt. white one is the best. it looks you more professional.


Nun siehts bei mir nicht ganz so rosig aus, mit weissen Hemden, also hab ich mein beiges mitgenommen :-) Auf dem rechten Bild sehr ihr einen Teil vom Buero. Eigentlich ist das auch schon alles. Der Rest sind nur ein grosser Konferenztisch und ein paar Computerarbeitsplaetze, die aus ergonomischen Gruenden hier nicht gezeigt werden sollen. *g*





Anschliessend gings nach draussen zum grossen Gruppenbild mit der gesamten Belegschaft (zumindest der hier in Chengdu, in Peking sitzen noch ein paar mehr Leute). Es durfte natuerlich jeder einen Vorschlag machen, wo dieses Bild gemacht werden soll und es hat ewig gedauert, bis man sich auf einen Platz einigen konnte. China eben :-)





Anschliessend sollten noch ein paar Bilder von "gluecken Studenten" oder "jungen dynamischen Mitarbeitern" her. Also ging es mit dem Fotografen (plus Regisseur) kreuz und quer ueber den Campus um mal hier mal da ein paar Bilder zu machen. Wir waren eine ganze Weile unterwegs, denn nur "jung" und "gluecklich" ins Bild zu bekommen war gar nicht so einfach. Auf jeder Bank auf dem Campus sass ein altes Muttchen, das jedes Mal ziemlich grimmig in die Kamera schaute.





Wer sich fragt, worueber wir uns so angeregt auf dem rechten Bild unterhalten: chinesisches Essen :-) Der Fotograf hat das Bild gemeinerweise gemacht, ohne dass wir ihn bemerkt hatten. Wir standen eigentlich nur etwas abseits, als er grad mit ein paar "Models" beschaeftigt war.

Mein Praktikum


4 Wochen dauert mein Praktikum hier jetzt schon. Eigentlich koennte ich begeistert
sein, bei den tollen Moeglichkeiten die ich habe eigene Ideen einzubringen und
Sachen zu entwickeln. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die Arbeitsweise
der Leute hier ganz anders ist, als ich es gewohnt bin. Die Faehigkeit zu planen und
vorrausschauend moegliche Probleme zu erkennen und entsprechend zu handeln scheint den
meisten voellig zu fehlen. Statt dessen faengt man erst an zu wuseln, wenn das Kind in den
Brunnen gefallen ist. Wenn von oben etwas gesagt wird (Chef, fremder Berater, Prof,
usw.), dann wird das einfach unreflektiert weiter gegeben/gemacht. Die Buzzwords
(Schlagwoerter) von bestimmten Technologien sind allen im Kopf, aber was dahinter steht,
wissen nur die wenigsten. Ich habe schon ein paar Mal vor einem Problem gestanden und
jemand nannte mir den Namen eines Tools/Frameworks, mit dem er/sie schon mal
gearbeitet hat. Anschliessend hab ich mich in die Materie eingelesen und bin dann nochmal
zu der Person hin um von meinem Ergebnis zu berichten. Der Ausgang der Geschichte ist jedes
mal der Gleiche: man kannte halt den Namen und hat vielleicht mal ein paar Zeilen dafuer
geschrieben. Wirklich tieferes Verstaendnis ist aber ned vorhanden :-(

Setzt man sich zusammen und sammelt Loesungen zu bestimmten
Problemen, dann kommen auch einige Vorschlaege. Nur fragt man nach den Vorteilen oder
Implikationen der einen oder anderen Loesung, dann ist schon Feierabend.



Natuerlich sind die Leute hier nicht duemmer als in anderen Teilen der Welt (und in meiner
Firma sitzen auch fast nur studierte Leute), sie haben nur krass andere Denkstrukturen als
wir in Deutschland (zumindest wenn ich die Uni mal als Vergleich nehme). Die Faehigkeit sich
schnell viele Sachen zu merken, Multitasking, Ausdauer und Stressresistenz sind bei den meisten
wirklich verdammt gut ausgepraegt. Die Mensafrau die im Sekundentakt Essen aus zig verschiedenen
Poetten auf zig verschiedene Teller, die ihr hingehalten werden, packt, weiss ganz genau, wer
schon seine Karte an dem Bezahlterminal vorbeigeschoben hat und wer nicht. Und der Busfahrer
merkt sich auch, wer sein Fahrgeld schon in die Box geworfen hat (man kann auch hinten
einsteigen und dann spaeter vor kommen, oder sein Geld per stille Post nach vorn geben).
Auf der anderen Seite fahren die Autos auch bei Rot auf die Kreuzung und halten erst an (auf der Kreuzung),
wenn sie sehen, dass die Fussgaenger schon losgehen oder der Querverkehr Gas gibt ^^



Zu Beginn meinte mein Chef, dass die Praktika von Daniel und mir auch etwas frischen Wind in die Firma bringen
sollen. Nach einem Monat kraeftig Staub aufwirbeln gibt es auch schon ein
paar zaghafte Erfolge. Ich kann nur hoffen, dass wir nicht die wie "fremden Berater" enden, von denen
alles nur abgenickt wird und ein "we can discuss it" (wir koennen drueber diskutieren) auch wirklich
mal in einer konstrutiven Diskussion endet.

Chinesischer Alltag


So, jetzt hab ich mich eine Woche nicht gemeldet, aber keine Sorge ich bin noch
nicht als Kandidat in irgend einer TV-Sendung gelandet *g*.



Es ist eher so ein bisschen Alltag eingekehrt: Aufstehen, Arbeiten gehen,
Mittag in der Mensa, weiter arbeiten, Abends nochmal Mensa (es ist echt zu
guenstig um woanders hinzugehen, und gut ist es auch meistens) zu Hause
vielleicht noch mal einkaufen gehen und dann ab ins Bett.



Ich hab mich jetzt auch mal mit maessigen Erfolg am selber kochen versucht.
Maessig deshalb, weil es einerseits ned wirklich viel im Laden gibt, das ich
mich traue zuzubereiten und andererseits, weil Daniel auch ned so auf meinen
Deutschland-China-Mix abfaehrt.





Am Wochenende waren wir auch eher faul und haben nichts grosses unternommen.
Sonntag hab ich mir mein Fahrrad geschnappt und ne "kleine" Tour Richtung Zentrum
gemacht. Apropos Fahrrad. Ich hatte zwar geschrieben, dass mein altes vor ner
reichlichen Woche geklaut wurde, aber noch nicht, dass ich ein neues habe.
Die Umstaende sind mir zwar auch nicht ganz recht, aber ich bin trotzdem froh,
dass ich es habe. Zu Anfang haben die Wachleute vor unserem Block ja so getan,
als haetten sie mit dem Fahrrad nix zu tun, aber ein paar Tage spaeter war es
ihnen dann doch ziemlich unangenehm, dass sie sich mein Fahrrad haben "unterm
Hintern" wegklauen lassen. Also haben sie irgendwo noch eins hervorgezaubert und
mir gesponsort. Es ist zwar ned so toll, wie mein altes (bei dem haben wenigstens
die Bremsen funktioniert) aber immerhin spart es mir jeden morgen und abend
20 Minuten auf dem Weg zur Firma.



Ich hoffe nur, jetzt muss kein armer Chinese wegen mir laufen (auf der anderen
Seite faehrt einer mehr [mein] Fahrrad *grml*).

Tach Post!


Wer schon immer mal einen Brief ins Land der Mitte schicken wollte, hat genau jetzt die Gelegenheit dazu :-) Ich habe endlich meine Adresse hier rausgefunden und niederschreiben koennen.




Also einfach ausdrucken, aufkleben und abschicken :-)

UPDATE:

Auf Wunsch einer einzelnen Person nochmal die Adresse in Englisch (gilt nur fuer richtige Postdienste wie UPS/DHL/TNT/Fedex, also wer was per "normale Post" verschickt nimmt besser die chinesische Variante):
610074		China
Sichuan Chengdu Guang Hua Cun 55
Southwestern University of Finance
and Economics (2. South Gate)
Huang Lou Suite 218
MYCOS HR Digital Information Co.,LTD
Felix Brandt

Panda Station


Am Sonntag hatten wir (Eva, Julia, Aline => alle drei Studis aus Deutschland, sowie Daniel und
ich) uns einen Besuch in der Panda-Station vorgenommen. Dass die drolligen Tiere im
allgemeinen ziemlich gemuetlich sind, wusste ich ja bereits aus dem Zoo, nur wenn es
was zu futtern gibt, werden sie richtig aktiv. Da sie morgens gefuettert werden, wollten wir
spaetestens um 0900h dort sein und da die Panda Station am anderen Ende der Stadt ist ...
richtig, aufstehen um 6 Uhr morgens (Sonntag!) *gaehn*. Kurz nach 0700h gings los, alle in den
ersten Bus (Linie 69 von JinSha-Station). Ziel war der Busbahnhof in der Naehe des Zoo's.
Eigentlich wollten wir dort in den naechsten Bus einsteigen (Linie 532), aber der war nirgends
zu finden und so entschlossen wir uns das letzte Stueck mit dem Taxi zu fahren. Und zum ersten
Mal hier hat einer versucht uns/mich zu veraeppeln. Die Taxifahrer wollten doch tatsaechlich
40 Yuan fuer die relativ kurze Strecke haben. Zum Glueck haben wir es vorher gemerkt und sind
zuegig ein paar Meter weiter andere Taxis genommen (die fuhren uns fuer 14 Yuan ans Ziel).



Zum Foto: Ja, die chinesische Art Fotos zu machen, hat schon abgefaerbt :-)



An der Panda-Station fiel mir sofort der grosse Auslaenderanteil auf. Der Eintritt war mit 30 Yuan nur 6 Yuan teurer
als im Zoo, dafuer war das Gelaende wesentlich schoener, neuer und artgerechter. Trotzdem liessen sich fast keine
Chinesen blicken (ich hab heute auch mal in der Firma gefragt, es war noch keiner da, obwohl jeder den Panda als Wahrzeichen
von Chengdu kennt, komisch). Wir waren wirklich puenktlich, denn das Futter wurde grad in den leeren Gehegen verteilt.
Kurz darauf kamen dann 4 oder 5 Pandas direkt an den Gehegerand, wo das Futter ausgelegt war und begannen zu fressen.
Die Leute waren (fast) still und man hoerte nur die Fotoapparate klackern, aber seht selbst:






Die Baeren waren nach Altersgruppen getrennt untergebracht, die ganz Kleinen konnte man nur durch die Scheibe anschauen, die
Aelteren waren im Kindergarten und die Grossen auch auf mehrere Gehege verteilt.





Den Roten Panda hatten sie auch in 2 Gehegen und hier konnte man wirklich erkennen, das die Beiden verwandt sind. Im Zoo
hatte ich den Roten Panda eher fuer eine Art Fuchs gehalten.





Zum Mittag waren wir wieder auf der Strasse, lecker Mittagessen. Und Dank Aline haben wir vorher eine 120% richtige
Entscheidung gefaellt: Ueberleg dir bevor du ueber die Strasse gehst, in welches Restaurant auf der anderen Seite du willst!
Denn sobald man drueben ist, will jeder dich in sein Restaurant zerren ^^





Auf dem Weg zurueck zur Uni haben wir noch einen Zwischenstop auf einem "kleinen" Markt eingelegt. Zumindest dachten wir
vorher es handelt sich um einige Schuhlaeden. Als wir drin waren, war es jedoch ein Labyrinth von Schuhlaeden, aus dem es
fast kein Entkommen mehr gab. Dass ganze Viertel glich einem riesigen Markt und von der Schnellstrasse aus hatten wir nur
einen Bruchteil gesehen. Auf jeden Fall war das mal wieder China pur (und zu dem Markt muss ich irgendwann nochmal). Im Bus
hab ich dann nochmal ein Video (hier) mit meiner Kamera gemacht, es illustriert so ein bisschen den Verkehr hier, aber erwartet nicht so viel (die krassen Sachen sind zu schnell vorbei, als dass ich die Kamera auspacken koennte).

just smile and wave


Stellt euch einfach vor, folgende Geschichte koennte sich genau so zugetragen haben :-)



Es ist Samstag, ihr wollt ausschlafen. Um kurz nach 1000h klingelt euer Handy, es ist eine SMS von einer deutschen Bekannten. Ihr werdet eingeladen zu einer "Konferenz" und anschliessendem Essen (alle dt. Studenten sind eingeladen) und eventuell laesst sich auch jemand vom deutschen Konsulat blicken. Ihr trefft euch um 1500h mit den ganzen anderen Studenten. Am Treffpunkt werdet ihr von 2 chinesischen Studenten abgeholt. Sie haben eine Namensliste die passt aber nicht ganz zu eurer Gruppe (einige zu viel, andere zu wenig). Aber das ist alles kein Problem, die Liste wird geaendert. Ihr steigt zu 12 in einen 9-Mann-Bus und fahrt los.



Ein paar Minuten spaeter steigt ihr vor einem pompoesen Hotelkomplex aus, der grad ganz schick dekoriert wird. Ueber dem Eingang haengt ein Riesenbanner mit der Aufschrift: "9th International Sichuan TV Festival". Ihr verschwindet im VIP-Eingang des Komplexes fahrt mit diversen Fahrstuehlen und lauft durch viel zu viele Gaenge, bis euer Orientierungssinn entgueltig im Eimer ist. Ploetzlich steht ihr in einem grossen schicken Saal, mit vielen Kameras und ohne Publikum. Ihr erfahrt, dass es diesen Abend eine Preisverleihung geben wird ("Gold Panda Awards") und leider nicht alle Gewinner aus dem Ausland anreisen konnten. Deshalb sollt ihr einfach stellvertretend den Preis fuer sie entgegen nehmen. Ihr braucht nichts zu sagen, einfach nur laecheln und winken. Anschliessend wird das ganze nochmal geuebt. Ihr werdet gruppenweise an den Buehnenrand gefuehrt. Jeder bekommt ein kleines chinesisches Kind in einem Pandakostuem an die Hand und dann gehts raus ins Rampenlicht. So weit so gut, ab zum Essen in ein schickes Restaurant irgendwo in den Katakomben des Hauses. Danach geht es zurueck zu dem Saal.



Ihr bekommt Eintrittskarten von den 2 chinesischen Studentinnen ueberreicht. Etliche TV-Kameras filmen euch und ausserdem wollen sich einige Chinesen gern mit euch fotografieren lassen (ihr seid nicht die Einzigen denen es so geht, ein paar Amerikaner, eine Britin und ein Belgier sind auch da). Ihr kommt in den Saal, ueberall TV-Kameras, Menschen mit wichtigen Umhaengeschildern auf denen STAFF (Personal) steht und massenweise Publikum. Ein Chinese zaehlt von 5 runter dann haemmert die Musik los, 2 Moderatoren betreten die Buehne, kurz gesagt: die Show laeuft. Waehrend der Show werdet ihr wieder in Gruppen vom Platz abgeholt und hinter der Buehne bekommt jeder das Kind im Panda-Kostuem an die Hand. Ihr tretet raus ins Licht, diesmal bekommt ihr einen "Gold Panda" und eine Urkunde ueberreicht, der Saal klatscht und ihr verlasst die Buehne wieder. Hinter der Buehne stehen reihenweise TV-Reporter, die euch zu einem Interview rausziehen wollen. Kurze Zeit spaeter landet ihr wieder auf eurem Platz im Publikum. Die Show endet nach 2h, alle Chinesen sind urploetzlich aus dem Saal verschwunden. Ihr werdet hoeflich aber bestimmt gebeten, die Trophaee und die Urkunde wieder abzugeben. Anschliessend besorgt man euch 2 Taxis, die euch zur Uni zurueckfahren.



Was wuerdet ihr davon halten? Ach und uebrigens, hier ist meine Eintrittskarte:





UPDATE: Nun gibts sogar Bilder (Dank an Felix Wr.):